Von der Standortwahl bis zu Lüftungsanlage. Diese Anforderungen sollten Sie bei der Such nach einer geeigneten Gastrofläche beachten.
Der Traum vom eigenen Restaurant, einem pulsierenden Café oder einer stilvollen Bar entspringt meist einer tiefen Leidenschaft für Genuss und Gastfreundschaft. Die Vision ist oft glasklar, die Speisekarte in Gedanken längst geschrieben. Doch zwischen der zündenden Idee und dem ersten zufriedenen Gast liegt ein entscheidender, oft unterschätzter Weg: die Wahl der richtigen Immobilie. Der nachhaltige Erfolg eines gastronomischen Betriebs fusst nicht nur auf einem smarten Konzept, sondern fundamental auf dem perfekten Zusammenspiel von Standort und der Beschaffenheit der Räumlichkeiten. Eine unpassende Infrastruktur kann selbst die kreativste Idee ausbremsen, während eine durchdachte Wahl den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft legt. Doch worauf kommt es wirklich an? Dieser Leitfaden führt Sie systematisch durch die wichtigsten Aspekte bei der Suche nach der idealen Gastrofläche.
Die Standortwahl ist die erste und wohl wichtigste strategische Entscheidung. Sie ist weit mehr als eine blosse Adresse; sie definiert das Potenzial für Laufkundschaft, die Zusammensetzung Ihrer Zielgruppe und letztlich die Wirtschaftlichkeit Ihres gesamten Vorhabens. Ein günstiger Mietzins in einer abgelegenen Gasse erweist sich schnell als teurer Fehler, wenn die Gäste ausbleiben. Zunächst muss eine klare Vorstellung davon bestehen, wer die eigenen Wunschkunden sind. Richten Sie sich an Studenten, an Geschäftsleute in der Mittagspause, an Touristen oder an Familien aus dem Quartier? Ihr Standort muss dort sein, wo sich diese Menschen aufhalten. Es gilt, die Passantenfrequenz zu unterschiedlichen Tages- und Wochenzeiten genau zu analysieren und dabei die Qualität der Kontakte über die reine Quantität zu stellen. Ein edles Restaurant ist weniger auf spontane Laufkundschaft angewiesen als ein Take-away-Imbiss, benötigt dafür aber eine gute Erreichbarkeit für gezielt anreisende Gäste.
Die Sichtbarkeit des Lokals spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Wird Ihr Betrieb leicht gefunden und wahrgenommen? Eine prominente Lage an einer belebten Strasse oder einem Platz ist ein unschätzbarer Vorteil. Gleichzeitig müssen die praktischen Aspekte der Erreichbarkeit geklärt sein, wozu eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr ebenso zählt wie das Vorhandensein von Parkmöglichkeiten für Gäste und Personal. Das direkte Umfeld verdient ebenfalls eine genaue Betrachtung. Ein Blick auf die umliegenden Betriebe verrät, ob ein Überangebot an ähnlichen Konzepten herrscht oder ob sich Ihr Angebot komplementär in die Nachbarschaft einfügt. Büros, Geschäfte und Kultureinrichtungen können wichtige Gästequellen sein. Zudem ist es in der Schweiz unerlässlich, die kommunalen Rahmenbedingungen zu prüfen. Klären Sie bei der zuständigen Gemeinde ab, in welcher Nutzungszone sich das Objekt befindet und ob ein Gastronomiebetrieb dort uneingeschränkt zulässig ist. Insbesondere in gemischten Wohn- und Gewerbezonen können strenge Vorschriften bezüglich Lärm- und Geruchsemissionen den Betrieb empfindlich einschränken.
Wenn der Standort überzeugt, rückt das Objekt selbst in den Fokus. Die bauliche Substanz und der Grundriss müssen zu Ihrem Konzept passen oder zumindest mit vertretbarem Aufwand adaptierbar sein. Ein logischer betrieblicher Ablauf, der sogenannte "Flow", ist das A und O für einen effizienten Service. Die Wege von der Küche zum Gastraum müssen kurz sein, und es bedarf einer klaren Trennung zwischen dem öffentlichen Gästebereich und den internen Arbeitszonen. Ein starrer Grundriss mit vielen tragenden Wänden kann eine flexible Gestaltung empfindlich stören und hohe Umbaukosten verursachen.
Der Gastraum selbst muss genügend Platz für die anvisierte Anzahl an Sitzplätzen bieten, um die betriebswirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Ein unschätzbarer Mehrwert, der den Umsatz in den wärmeren Monaten massiv steigern kann, ist ein Aussenbereich. Ob eine grosszügige Terrasse oder eine kompakte Boulevardbestuhlung - diese Erweiterung der Gastfläche ist extrem begehrt. Dabei ist zu beachten, dass für die Nutzung von öffentlichem Grund in der Schweiz stets eine separate Bewilligung der Gemeinde erforderlich ist, die oft mit Auflagen und Gebühren verbunden ist. Ebenso wichtig wie der sichtbare Gästebereich sind die oft vernachlässigten Nebenräume. Ausreichend trockene und kühle Lagerflächen für Lebensmittel, ein separates Getränkelager sowie Platz für Reinigungsmaterial sind für einen reibungslosen Betrieb unabdingbar. Funktionale Personalräume mit Toiletten und Umkleiden gehören ebenso zu einem professionellen Setup. Ein weiterer praktischer Aspekt ist die Warenanlieferung, die idealerweise über einen separaten, gut zugänglichen Eingang erfolgen sollte, um den Gastbetrieb nicht zu stören.
Der wohl kritischste und oft teuerste Teil einer Gastroimmobilie ist ihre technische Infrastruktur. Eine normale Büro- oder Ladenfläche in einen funktionierenden Gastronomiebetrieb umzuwandeln, scheitert häufig an den unzureichenden technischen Voraussetzungen. An vorderster Stelle steht dabei die Lüftungsanlage. Eine professionelle Küchenabluft, die Dämpfe, Fett und Gerüche direkt über den Kochgeräten absaugt, ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch für ein angenehmes Klima im gesamten Lokal unerlässlich. Die Abluft muss zwingend über das Dach des Gebäudes geführt werden, um Konflikte mit Nachbarn wegen Geruchsbelästigung zu vermeiden. Die Nachrüstung einer solchen Anlage ist extrem kostspielig und in vielen Bestandsbauten baulich schlicht unmöglich.
Von der Luft geht es zum Wasser. Genügend Wasseranschlüsse sind die eine Sache, die fachgerechte Entsorgung die andere. Für jeden Gastronomiebetrieb in der Schweiz ist ein Fettabscheider gesetzlich vorgeschrieben. Dieses System filtert Fette und Öle aus dem Abwasser, bevor es in die Kanalisation gelangt, und verhindert so massive Verstopfungen im öffentlichen Netz. Die Prüfung, ob ein solcher Abscheider vorhanden oder sein Einbau möglich ist, ist ein zentraler Punkt der Objektsuche. Nicht weniger wichtig ist die Stromversorgung. Eine professionelle Küche mit Herden, Öfen und Spülmaschinen benötigt eine hohe elektrische Leistung und zwingend Starkstrom (400V). Es muss sichergestellt sein, dass genügend Anschlüsse vorhanden und die Hauptverteilung des Gebäudes für diese Dauerlast ausgelegt ist. Auch ein Gasanschluss muss, falls gewünscht, fachmännisch abgenommen und sicher sein.
Die Schweiz ist für ihre präzisen Regulierungen bekannt, und das Gastgewerbe bildet hier keine Ausnahme. Diese Vorschriften dienen dem Schutz der Gäste und der Öffentlichkeit und müssen strikt befolgt werden. Die Gesetzgebung ist dabei kantonal geregelt, weshalb der erste Gang zum zuständigen Amt führen sollte. Dort wird geklärt, welche Bewilligungen erforderlich sind. In vielen Kantonen benötigt der Geschäftsführer einen Fähigkeitsausweis, das sogenannte Wirtepatent. Der Betrieb selbst braucht eine an das Objekt und die Person gebundene Betriebsbewilligung.
Eine weitere zentrale Säule ist das eidgenössische Lebensmittel- und Hygienerecht. Jeder Betrieb ist zur Umsetzung eines Selbstkontrollkonzepts verpflichtet, das auf den internationalen HACCP-Grundsätzen basiert. Darin wird detailliert dokumentiert, wie die Lebensmittelsicherheit jederzeit gewährleistet wird, von der Warenannahme bis zur Abgabe an den Gast. Die kantonalen Lebensmittelinspektoren kontrollieren dessen Einhaltung unangemeldet. Dies stellt auch hohe Anforderungen an die bauliche Beschaffenheit, wie etwa leicht zu reinigende Oberflächen. Parallel dazu sind die strengen Brandschutzvorschriften der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) zu beachten, die alles von Fluchtwegen bis zu Brandmeldeanlagen regeln. Bei Neu- und Umbauten spielt zudem das Behindertengleichstellungsgesetz eine Rolle, das oft einen barrierefreien Zugang fordert.
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