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Büro-Umnutzung: Co-Warehousing & kreative Strategien für Leerstand

Leere Büros zu Co-Warehousing, Urban Farming & Maker Spaces umnutzen. Konkrete Strategien für rentable Immobilien-Transformation.

Verfasst von
Remo Stahl
Veröffentlicht am
17. September 2025

Die Büroimmobilienbranche steht vor einer beispiellosen Herausforderung. Millionen von Quadratmetern Bürofläche in der Schweiz stehen leer, während sich Arbeitsgewohnheiten fundamental verändert haben. Remote Work und Hybridmodelle haben die Nachfrage nach traditionellen Büroflächen drastisch reduziert. Was früher als erstklassige Büroimmobilie galt, wird heute oft zum Problemfall für Eigentümer und Verwalter.

 

Doch Krise bedeutet auch Chance. Innovative Umnutzungsstrategien verwandeln schwer vermietbare Büroflächen in gefragte Spaces für völlig neue Nutzungsarten. Von flexiblen Co-Working-Konzepten bis hin zu urbanen Logistikzentren – die Möglichkeiten sind vielfältiger als gedacht.

 

Dieser Artikel zeigt konkrete Strategien auf, wie Immobilieneigentümer ihre leerstehenden Büroflächen erfolgreich transformieren können. Sie erfahren, welche Umnutzungskonzepte funktionieren, welche rechtlichen Aspekte zu beachten sind und wie Sie die Rentabilität Ihrer Immobilie wieder steigern können.

 

 

Die neue Realität: Warum traditionelle Büroflächen nicht mehr gefragt sind

Die Corona-Pandemie hat einen bereits bestehenden Trend massiv beschleunigt. Unternehmen benötigen heute bis zu 40% weniger Bürofläche als vor 2020. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an Flexibilität und Infrastruktur. Grossraumbüros mit starren Strukturen entsprechen nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen von Mietern.

 

Besonders betroffen sind Bürogebäude der 80er und 90er Jahre. Ihre Grundrisse, Haustechnik und energetischen Standards genügen heutigen Anforderungen oft nicht mehr. Kostspielige Sanierungen würden die Wirtschaftlichkeit zusätzlich belasten.

 

Die Folge: Hohe Leerstandsquoten in vielen Büroimmobilien-Hotspots. Eigentümer müssen umdenken oder riskieren langfristige Ertragsausfälle.

 

 

Co-Warehousing: Der Logistikboom als Chance für Büroimmobilien

Eine der innovativsten Umnutzungsstrategien ist das Co-Warehousing. Dabei werden ehemalige Büroflächen zu flexiblen Lagerflächen für E-Commerce-Unternehmen, Start-ups und lokale Händler umgebaut.

 

Warum Co-Warehousing funktioniert

Der Online-Handel boomt weiterhin. Gleichzeitig fehlen in urbanen Lagen geeignete Lagerflächen. Viele Unternehmen suchen kleine bis mittlere Lagerflächen (100-500m²) für kurze Mietzeiten. Traditionelle Logistikimmobilien können diese Nachfrage nicht bedienen. Ehemalige Bürogebäude bieten hier ideale Voraussetzungen:

  • Zentrale Lagen mit guter Verkehrsanbindung

  • Bestehende Infrastruktur (Strom, Internet, Heizung)

  • Flexible Grundrisse für unterschiedliche Flächengrössen

  • Bereits vorhandene Aufzüge und Laderampen (oft nachrüstbar)

 

Umsetzung in der Praxis

Erfolgreiche Co-Warehousing-Projekte kombinieren verschiedene Nutzungsarten auf einer Etage. Kleinere Flächen dienen als Lager, während grössere Bereiche zu Verpackungs- und Versandzentren werden. Gemeinschaftsbereiche mit Pausenräumen und Besprechungszimmern runden das Konzept ab.

 

 

Weitere kreative Umnutzungsstrategien

Urban Farming und vertikale Landwirtschaft

Leerstehende Büroflächen eignen sich hervorragend für Indoor-Farming-Projekte. Kontrollierte Lichtverhältnisse, vorhandene Klimaanlagen und stabile Deckenlasten ermöglichen den Anbau von Gemüse, Kräutern und Mikrogrün. Besonders in Grossstädten wächst die Nachfrage nach lokal produziertem Gemüse.

 

Flexible Event- und Schulungsräume

Die Eventbranche sucht ständig nach aussergewöhnlichen Locations. Ehemalige Büroflächen lassen sich kostengünstig zu variablen Veranstaltungsräumen umgestalten. Von Firmenevents über Workshops bis hin zu privaten Feiern – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.

 

Der Vorteil: Minimal-Invest bei maximaler Flexibilität. Vorhandene Besprechungsräume, Küchenbereiche und Sanitäranlagen reduzieren die Umbaukosten erheblich.

 

Maker Spaces und Kreativwerkstätten

Handwerker, Künstler und Gründer suchen bezahlbare Werkstattflächen in zentralen Lagen. Ehemalige Büros können zu gemeinschaftlichen Werkstätten für verschiedene Gewerke umgebaut werden.

3D-Drucker, Holzwerkstätten, Textilateliers und Elektroniklabore finden in offenen Bürolandschaften ideale Bedingungen. Gemeinschaftsräume fördern den Austausch und schaffen Synergien zwischen den Nutzern.

 

 

Rechtliche Aspekte und Genehmigungsverfahren

Umnutzungen erfordern meist eine Änderung der Nutzungsklasse im Baurecht. Während die Umwandlung von Büroflächen zu anderen gewerblichen Nutzungen oft unkompliziert ist, können bei Lagerhaltung oder Produktion zusätzliche Auflagen entstehen.

 

Wichtige Prüfpunkte

  • Brandschutz: Lagernutzung erfordert oft andere Brandschutzkonzepte

  • Lärmschutz: Nachbarschaftsverträglichkeit bei gewerblicher Intensivnutzung

  • Stellplätze: Logistiknutzung benötigt meist mehr Parkplätze und Laderampen

  • Traglast: Schwere Lagerregale erfordern Statikprüfung

 

Ein erfahrener Architekt oder Projektsteuerer kann bereits in der Planungsphase kritische Punkte identifizieren und Lösungsansätze entwickeln.

 

 

Herausforderungen meistern

Nicht jede Umnutzung verläuft reibungslos. Typische Stolpersteine sind unzureichende Marktanalysen, unterschätzte Umbaukosten oder regulatorische Hürden.

Erfolgsentscheidend ist eine gründliche Machbarkeitsstudie, die sowohl technische als auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Beratern und erfahrenen Projektentwicklern minimiert Risiken und optimiert Ergebnisse.

 

 

Den Wandel als Chance nutzen

Leerstehende Büroimmobilien sind kein unabwendbares Schicksal. Kreative Umnutzungsstrategien wie Co-Warehousing, Urban Farming oder Maker Spaces verwandeln Problemimmobilien in rentable Assets.

 

Der Schlüssel liegt in der frühzeitigen strategischen Neuausrichtung. Wer heute innovative Nutzungskonzepte entwickelt, positioniert sich für die post-pandemische Arbeitswelt und erschliesst neue Ertragsquellen.

 

Beginnen Sie mit einer ehrlichen Analyse Ihrer Immobilie: Welche baulichen Gegebenheiten sind vorhanden? Welche Zielgruppen gibt es in der Umgebung? Welche Umnutzung passt zum lokalen Markt? Die nächsten Jahre werden entscheidend sein. Nutzen Sie die Transformation als Chance, Ihre Immobilie zukunftsfähig zu positionieren.